Donnerstag, 14. August 2014

Kartoffelsuppe Teil 2

DIE KARTOFFELSETZMASCHINE

Es war einmal ein Gärtner der sich zum Bauer häutete. Zum Spezialisten im Kartoffelanbau. Denn er musste mit den neuen Anbaumethoden und der Arbeitsteilung mitgehen. Und er hatte notgedrungen das Zählen lernen müssen. Aber nicht mehr die Kartoffeln sondern das neu erfundene Geld. Das Geben und Nehmen verschwand dadurch aus den Köpfen der Menschen. Der Esswert der Kartoffeln hat sich in Zahlen und Luft aufgelöst. Und damit verlor er den Kontakt zu seinen Feldern und zu seinen Mitmenschen die er nur noch als Arbeitsvieh betrachtete. Der Landvogt kassierte bei ihm die Pacht und den Zehnten und er überliess seinen Knechten die auf den Feldern vergessenen Kartoffeln die sie nach der Ernte absuchen durften. Die ehemalige Gartenkultur wurde von den aufkommenden Monokulturen aufgefressen.

Keiner wollte sich mehr mit Gartenarbeit die Hände mehr schmutzig machen. Lieber standen sie stundenlang in einer Fabrik oder sassen sich in den Büros den Hintern breit. Durch die Massenproduktion von Kartoffeln sank ihre Qualität und der Überschuss in der Produktion wurde zu Klebstoff verarbeitet und der grösste Teil einfach auf den Misthaufen geworfen wo sie wenigstens noch als Dünger dienen konnten. Der Preis der Kartoffeln wurde so halbwegs in die Höhe gehievt damit der Bauer absahnen konnte und seinen Zehnten in Form von Metallscheiben mit einer aufgeprägten Zahl abliefern konnte. Aber eines störte ihn gewaltig, die Knechte wollten sich nicht mehr zum Nachsammeln der Felder bücken sondern wollten auf den Haufen der frisch geernteten Felder zugreifen. Denn diese waren auf jeden Fall ausgesucht und ohne Faulstellen.

Dem Bauern gefiel das nicht, denn das schmälerte seinen Gewinn. Also setzte er sich an den Tisch und entwarf eine Kartoffelsetzmaschine und danach eine Kartoffelerntemaschine die sich in seinem Kopf so langsam herausdestillierten. Die Technik der Faullenzer und Geldhorter hatte inzwischen die Hochblüte erreicht und die Maschinen wurden von Explosionsmotoren angetrieben. Für die Realisierung der Maschinen musste er sich verschulden und so nagten die Geldsäcke mit ihrem Zins an seinem Profit. Er warf seine Knechte auf die Strasse und ölte und schmierte seine Kartoffelmaschinen so wie er früher seine Knechte vernachlässigt hatte. Aber der Wettergott war ihm nicht zugeneigt und er konnte den Soll nicht mehr erfüllen um seine Schulden abzutragen und sie stiegen durch den Zinseszins in schwindelerregende Höhen. Und zum Schluss kassierten die Geldsäcke sein Land mitsamt den Kartoffelmaschinen weil er diese Sachwerte als Sicherheit verpfändet hatte.

Da sass der dumme Bauer nun selbst auf der Strasse und schaute zu wie andere für die Geldsäcke seine Kartoffelmaschinen benützten. Es blieb ihm nichts anderes übrig als bei einem Kartoffelkonzern eine Arbeitsstelle anzunehmen. Da er gute Kenntnisse in der Mechanik der Maschinen besass durfte er sie fahren und einölen. Er fühlte sich sich schlimmer als seine ehemaligen Knechte. Er fühlte sich erniedrigt. Und in ihm erwachte wieder der alte Gärtnerinstinkt und er pachtete sich einen Garten und baute dort seine eigenen Kartoffeln an. Eine alte Sorte die nicht gleich zu Matsch zerfiel wenn sie über Winter gelagert wird. Seine ehemaligen Knechte, zu denen er sich so langsam gesellt hatte, machten sein Beispiel nach und der Eine zog Spinat und der andere Zwiebeln und so weiter. Ihre Frauen machten Marmelade ein und nähten Kleider und tauschten sie mit Produkten die von anderen hergestellt wurden. Und am Schluss erstellten sie ein grosses Lagerhaus wo jeder seine Produkte einstellte und jeder konnte davon nehmen was ihm fehlte. Das Zählen und Abwiegen wurde so ganz nebenbei vergessen und die Gärtner konnten nur noch bis drei zählen. Aber welch ein Wunder! Alle waren glücklich dabei und keiner arbeitete bis zum Umfallen um die Bürokraten- Geld- und Kontrollärsche durchzufüttern. Sie hatten Muse um sich dem Singen und dem Spielen zuzuwenden. Da sie den Kopf frei hatten brauchten sie auch keine Musiknoten mehr, denn die Melodien und auch viele Gedichte konnten sie locker im Kopf behalten.

Dieses glückliche Gartenvolk und seine Methoden des geldlosen Miteinanders tat sich überall kund und zuerst stellten die russischen Volksangehörigen total auf Gartenkultur um. Und im Gegensatz zu den Nörglern gab es keinen Hunger mehr in diesem grossen Land. Andere Länder zogen nach. Vor allem die Südamerikanischen. Und die Produkte wurden nicht mehr gezählt und auch nicht mehr abgewogen sondern fanden ohne Umwege über ein Bewertungssystem seine Abnehmer. Es brauchte nur noch drei Zahlen um die Welt zu begreifen:
1--eins, das Geben.
2--zwei, das Nehmen.
3--drei, das Dankgebet.

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