Montag, 14. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 10

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Dieses mal wurde ich in einem kackwarmen Kuhstall geboren. Meine Eltern waren auf der Flucht. Das einzigste was sie noch besaßen war ein betagter Esel. Es war frisch draußen und ein heller Stern beleuchtete die Szene. Er hatte einen eigenartigen Schweif. Ich wurde in eine Futterkrippe zu den Rindviechern gelegt und mit Stroh bedeckt. So erlebte ich meinen ersten Tag auf Erden.

Mein Vater war Handwerker. Töpfer. Und als Handwerker konnte man immer sein Brot verdienen. Falls man fleißig war! Und mein Vater war fleißig. Schnell hat er sich in seiner neuen Heimat einen Namen gemacht und ich wuchs behütet und umsorgt auf. Ich war der Letztgeborene unter sechs Kindern. Das Nesthäkchen. Aber das sollte mir gar nicht gut bekommen, denn ich wurde unverdient verwöhnt.

Das Töpfern lag mir gar nicht. Denn in meinen letzten Inkarnationen habe ich immer irgendwie mit Trockenobst zu tun gehabt. Mein Vater war traurig darüber aber er hatte ja noch drei andere Söhne die auf seinen Spuren wandelten und gute Töpfer wurden. Und ich? Ja, in mir wurde wieder die rebellische Ader wach. Für die anderen Leute war ich ein Taugenichts, aber nach innen war ich ein Suchender. Ich wurde Fischer. Ganz einfach so. Mir fiel einfach nichts weiter ein, denn von irgendetwas musste ich ja leben. Und da ich nicht mit meinem Los zufrieden war trank ich ab und zu etwas zu viel und wurde ein berüchtigter Raufbold. Ein Raufbold mit einem weichen Kern. Aber ich verstand es meine sensible Seele zu verstecken.

So lebte ich dahin bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr. Da hörte ich von einem Wanderprediger der immer Hügel bevorzugte um zu predigen. Denn da konnte er seine Schäfchen überblicken. Meine Neugier und mein Instinkt trieb mich eines Tages zu dem Hügel wo dieser seltsame Mann seine Geschichten darlegte. Sie waren außergewöhnlich. Er sprach davon, dass man seine Backen hinhalten sollte wenn einer Lust hatte einen zu schlagen. Ein wirklich außergewöhnliches Unterfangen. So ganz gegen meine Lebenserfahrung. Denn ich beschütze meine Backen und verteile kräftige Ohrfeigen und Hiebe mit der Faust wenn es nötig war. Und doch nagten die Worte des Predigers in mir. Ich spürte in mir, dass ich mich schon in meinen früheren Inkarnationen zu einem Suchenden entwickelte. Wenn auch mit heftigem Schwanken in meiner Lebensführung. Wie gesagt, aus Fehlern lernte man.

Wie immer warf  ich meine Netze aus als ich den Prediger auf mich zuwandeln  sah. Als ich das Netz herauszog war kein einzigstes Fischlein darin. Ich könnte Gift und Galle spucken, so zornig wurde ich und lief rot  an wie ein wütender Truthahn. Der Prediger blieb nahe bei mir stehen und sah mich prüfend an.
"Was glotzt du so?" Fegte ich ihn zornig an.
"Probiere es noch einmal und du wirst dein Netz kaum heben können".
Das sagte dieser Mensch in aller Ruhe zu mir. Mir stieg der Kamm, aber irgend etwas ließ mich aufhorchen. Murrend schmiss ich das Netz wieder in die braune Brühe, noch tiefer in das Wasser watend. Und dann geschah etwas , was ich nie vergessen werde. Die Brühe schäumte auf und mein Netz war im Nu voll. Ich konnte es kaum heben. Ich verstand die Welt nicht mehr.

So wurde ich ein gelehriger Schüler dieses eigenartigen Mannes der, so wie ich erfuhr, am gleichen Tag Geburtstag hatte wie ich und auch in einem stinkigen Stall geboren wurde. Dies belehrte mich in der jetzigen Inkarnation, daß es keine Zufälle gibt. Den Rest möge man aus einem dicken Buch entnehmen. Denn ich wurde ein berühmter Mann.

FORTSETZUNG FOLGT!

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