Dienstag, 29. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 18

Nun war ich also Vorsitzender einer dekadenten Partei mit dekadenten, vollgefressenen Krachern. Das macht mich nicht gerade zufrieden und noch weniger glücklich. Denn der Job langweilte mich. Als Stellvertreter habe ich die ganze Drecksarbeit für den Dicken geleistet der jetzt eine glänzende und übergut bezahlte Karriere als Vorzeigeschild für einen Lebensmittelkonzern abriss. Aber als Vorsitzender saß ich hauptsächlich und musste mühsam meinen Schlaf unterdrücken. Ich überschlug einmal was ich überhaupt noch realistisch erreichen konnte. Also, Reichskanzler unter der jetzigen Monarchie. König konnte ich aus früher erwähnten Gründen nicht werden. Dies interessierte  mich aber sowieso nicht. Denn das war ein Abstellgleis für selbstverliebte Possenreißer. Eine Revolution anzuzetteln um Diktator zu werden schien mir noch das geeignetste um mein Ego in Stimmung zu bringen. Also, Fahnen hoch für eine Revolution!

Natürlich wusste ich, daß man eine Revolution nur mit Geld lenken und auch erfolgreich ausführen kann. Um die Bevölkerung mit meinem Quasseln besoffen zu machen fehlt es mir inzwischen nicht an Talent. Ich habe mir einen Zwiebelbart an meinem Kinn wachsen lassen. So sah ich zünftiger für einen Revoluzzer aus. Mein neuer Haarschnitt ähnelte dem von Napoleon. Das weckte sicher unterschwellige Sehnsüchte nach Rabatz in den luftgefüllten Hirnen. In die Backen stopfte ich Watteknäuel um mein Gesicht breiter und markanter zu machen. Dies blieb allerdings mein Geheimnis. Das ich nicht einmal meiner neuen Geliebten offenbarte. Diese Dame von Welt, die ich aus den schummrigen, rotbeleuchteten Spelunken der Altstadt herausgezogen hatte war das richtige Luder für mich.

Diese dumme Gans, (oder war sie doch schlauer als ich annahm)? konnte hervorragend schauspielern und vor allem lügen, daß sich die Balken bogen. Und sie wurde nicht einmal rot dabei. Natürlich habe ich ihr auf Grund meiner Beziehungen ein Adelsprädikat verpassen lassen. Frau Baronin von und zu klingt doch ein bisschen besser als Marie Müller von der roten Spelunke. Und so traten wir in der Öffenlichkeit auf. Meine bezaubernde Baronesse von und zu und ich. Oft hatte ich die rechte Hand auf einen Knopf im Hemdenschlitz aufgestützt, und wenn ich wütend war die linke Hand. Fast wie Napoleon, nur zeitgemäß etwas lässiger. Warum ich die Hände austauschte bei emotional geladenen Situationen ist einfach erklärt: Ich bin Rechtshänder und teilte die Backpfeifen natürlich bevorzugt mit diesem bemerkenswerten Beruhigungsmittel aus. Ja, ich konnte sehr unfein werden und sehr jähzornig. Ich war gefürchtet! Ein wichtiges Requisit um als Diktator ernst genommen zu werden.

Um eine zukünftige Revolution anzuzetteln brauchte ich Geld. Eine Menge Geld. Denn es galt Kanonenfutter zu schmieren. Schön einzuölen und einzuseifen. Denn ich und Drecksarbeit? Das kommt wohl nicht in Frage! Und so bekam ich die Bekanntschaft mit einem Hause wo eine rote Laterne über der Türe hing. Und darin saß der wahrscheinlich reichste Mann der Welt. Das war nur wenigen Menschen der Welt bekannt. Denn als reichster Mann der Welt wurde im Verhältnis zu wahren reichen Positionen gesehen ein armer Schlucker zur Vernebelung vorgestellt. Ein Stahlmagnat der nur lausige 400 Millionen Golddukaten vorweisen konnte.

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Sonntag, 27. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 17

Ich suchte also einen Bekannten auf der mir noch einen Gefallen schuldig ist. So eine Art Ratte. Aber durchaus brauchbar für meine dunklen Pläne. Den setzte ich auf die Fersen des Dicken der nun immer mehr eine sportliche Figur bekam. Was nicht unbedingt ein Nachteil für meine Pläne war. Denn seine Potenz als Zuchtbulle würde das unbedingt steigern. Und siehe da. Als ich mich mit Fred, in meinem Innern Ratte genannt, in einer schummrigen Kneipe in einem verkommenen Viertel traf, troff Honig von seinen Lippen und ich saugte diesen förmlich auf. Ich habe mich nicht in diesem Kerl getäuscht, denn seine Ausforschungen über das Privatleben von dem jetzt Halbdicken legte einen Haken frei an dem ich mich anhängen konnte.

Der Halbdicke traf sich regelmäßig mit der Frau von seinem Sekretär just in dessen Büro. Ich gab der Ratte einen Schein und ließ sie trollen. Ich bestellte mir noch einen Magenbitter nachdem sich die Ratte verzogen hatte und lauschte in mich hinein. Jetzt heisst es eine Gelegenheit auszubaldowern um diese beiden, den jetzt Halbdicken und die Frau seines Sekretärs, inflagranti zu filmen. Und das nahm ich selber in die Hand. Denn der halbdicke Parteivorsitzende darf ruhig wissen wer ihn bedroht, oder besser gesagt, erpresst. Denn ein Angsthase bin ich nicht. Ich kann meinem Gegner durchaus in die Augen schauen. Etwa so wie eine Kobra ihr Opfer anstarrt.

Muss ich noch mehr beichten? Nein, denn diesmal klappte mein Plan vorzüglich. Ich hatte einen so scharfes Argument in der Hand, daß fast die Videokamera zerschmolz mit der ich die pikanten Szenen gefilmt hatte. Das halbdicke Schwein gab auf und bei der nächsten Wahl ließ er sich nicht mehr aufstellen. Gut, eigentlich hatte ich ihm ja nicht geschadet. Denn die Privatindustrie nahm ihn mit offenen Armen auf. Ein so verlogenes Subjekt und talentierter Schauspieler bekommt man nicht alle Tage. Ich selbst wurde einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt. Das gelang mir wie immer mit Schmieren und einölen, auch bestechen genannt, und natürlich meiner ausgezeichneter Methode um meine Widersacher gefügig zu machen. Denn jeder Mensch hat einen Schwachpunkt. Einen dunklen Fleck auf der weißen Weste. Dies machte es mir leicht zu gewinnen. Denn ich muss wohl nicht mehr erwähnen, daß ich mich so langsam im Politikwettbewerb perfektionierte.

Skrupel, ja was ist das überhaupt? Und der liebe Gott steht meistens auf meiner Seite obwohl ich ihn überhaupt nicht kannte. Denn ich bin ganz einfach im Recht. Mein Erfolg zeigte dies überdeutlich. Denn Erfolg ist das beste Argument und wie er zustande kam interessierte hinterher keinen. Weil sich die Meisten an die Erfolgreichen wie Efeu klammern und ihnen die Stiefel blank lecken. Und dadurch alle unfeinen Dinge überwuchert und gereinigt werden. Nochmals, gibt es denn ein besseres Argument als ERFOLG!

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Freitag, 25. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF TEIL 16

Es kam der nächste Freitag und ich platzte fast schon vor Spannung was mich erwartete. Denn man hörte so gar nichts ungewöhnliches. Dies machte mich natürlich etwas stutzig. Ich nahm also nach außen hin ruhig und artig meinen Platz ein. Wie immer war ich etwas früher als mein hoffentlich verblichener Vorsitzender angekommen. Gott sei seiner Seele gnädig! Mich haute es fast vom Hocker als der Dicke auftauchte. Mit elastischen Schritten kam er an seinen Platz herangetänzelt. Und oh, welch Schreck! Sein Gesicht war rosig und gesund und etwas abgemagert scheint er auch zu sein. Was ich in Verkennung der Sachlage falsch interpretierte. Denn ich nahm ein verstecktes Leiden an das an seinem Körper zehrte. Aber nein, das Aas fühlte sich quicklebendig! Von Leiden keine Spur. Er riss auch keine dreckigen Witze mehr sondern einfühlsame und damengeeignete Späßchen. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Wie gewöhnlich wurde der Freitagsfisch serviert. Mir war der Appetit vergangen. Aber mein Vorsitzender entwickelte einen umso kräftigeren. Er stand nicht einmal auf nach den ersten Happen und man hörte an seinem Grunzen, dass es ihm vorzüglich schmeckte. An diesem Abend war ich einsilbig und verließ die Runde frühzeitig. Anstatt mein Nebensitzer fühlte ich mich krank. Sehr krank!

Daheim angekommen sammelte ich mich wieder so langsam. Mein scharfer Verstand meldete sich zurück. Anstatt der Fliegenpilz den Dicken flachgelegt hat ist er gesundet. Oh mein Gott! Wie ungerecht ist die Welt. Aber jetzt kam ich schnell darüber hinweg und ich sinnte und grübelte. Und als es nichts brachte stand ich mitten in der Nacht auf und durchlief die stillen Gassen. Nur unterbrochen vom Hundegekläffe. Instinktiv näherte ich mich dem Lärm und sah vergnügt zu wie die Köter rauften. Um was sie sich balgten sah ich in der Dunkelheit nicht. Auf jeden Fall um keinen Fliegenpilz. Es war für mich die reinste Meditation. Viel wirksamer als die sogenannte östliche Variante in der man sich verrenken muss. Nicht gerade mein Geschmack. Aber lassen wir das. Ich fühlte mich nach dieser Meditation besser .Und diesmal wurden sogar zwei Hunde blutig gebissen. Wenn das kein himmlisches Zeichen ist?

Zuhause schmiss ich mich aufgemuntert ins Bett. Denn nach dieser großartigen Meditation bekam  ich sicher sehr gute Eingebungen vor dem Einschlafen. Und ja, sie kamen. Aber diesmal nicht mörderisch. Oh nein, ich hatte meine Lektion gelernt. Diesmal würde ich es auf die liederliche Art ausbaldowern. Und da lag natürlich am Nächsten mich etwas mit dem Privatleben des Dicken zu beschäftigen. Saufen tat er ja, aber wer soff nicht von den verlogenen Politikern. Ich allerdings wusste mich zu beherrschen und füllte so manchen Blumentopf mit den alkoholhaltigen Getränken. Schließlich war ich ja Spezialist in Sachen Alkohol. Erstens wurde ich in eine Schnapsbrennerfamilie hineingeboren und zweitens, was ich natürlich nicht bewusst weiß aber in mir wirkte, hatte ich mit Suchtmitteln schon in so einigen meiner Inkarnationen zu tun gehabt. Ich war also kein Waisenknabe in diesen Dingen mehr.

Aber Weibergeschichten haben schon so manchen Politikern das Genick gebrochen. Oder wenigstens erpressbar gemacht. Und da werde ich einhaken. Gute Nacht also. Bis morgen ist der Plan ausgereift und ich musste ihn nur noch durch meine Intuitionen abrufen. Gottseidank sind Intuitionen wertelos. Sie lieferten alles, von Giftrezepten bis zu hübschen Intrigien. Und wenn es sein muss sogar vollkommen neue Ideen. Warten wir es also ab. Zufrieden mit mir selbst schlief ich ein und träumte den Traum eines Gerechten.

Frisch und munter wachte ich auf. Diese Schlappe hatte mich nur kurz umgeworfen. Aber jetzt ist in mir wieder der Ehrgeiz erwacht. Ich und aufgeben ? Niemals! Wie gewöhnlich blieb ich noch so zehn Minuten nachsinnend im Bett. Denn da kommen die Intuitionen durch die ich am Vorabend bestellt hatte. Oh ja, ich hatte eine gewaltige Intuitionspotenz. Nur mit dem Gewissen hapert es etwas. Aber dafür wog das mein Instinkt auf. Meinen Jagdinstinkt wohlbemerkt.

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Mittwoch, 23. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 15

Zuerst musste ich ein Ablenkungsmanöver veranstalten. Ja, ich habe an alles gedacht. Denn keiner darf bemerken, daß ich den Fisch vom Vorsitzenden mit dem kostbaren Stoff, genannt Fliegenpilzgift, einpudere. Ich stieß mit meinen gelackten Schuhen zuerst dem links gegenüber Sitzendem heftig an das Schienbein und gleich danach dem rechts gegenüber Sitzenden. Das macht ich natürlich so geschickt, daß mein Oberkörper dabei zur Salzsäule erstarrte. Das heißt, ich hielt ihn mit äußerster Körperbeherrschung ruhig. Und dabei verzog ich selbstverständlich keine Miene. Nicht einmal einen verdächtigen Lidschlag ließ ich zu.

Das Ergebnis: Zuerst schauten beide etwas verdutzt aus der Wäsche. Dann blickten sie sich erbost an. Und dann kam das unvermeidliche Angiften. Sehr passend, dieses Wort am letzten Satzende für mein Kunstwerk. Jetzt glotzten alle auf die Störensfriede und ich kam ungestört und vor allem unbeobachtet zum Finale. Ich mischte den Pilz unter das Futter des Dickwanstes von einem Vorsitzenden. Da bin ich doch wirklich ein prächtigeres Exemplar von einem Vorsitzenden. Jung, spritzig, schlagfertig und ungeheuer listig. Um den alten Stinker war es wirklich nicht zu schade. Ich erlöste ihn und auch die Allgemeinheit nur von seinem hässlichen Anblick. Ich war wirklich ein Held!

Stöhnend und schnaubend kam der Dicke zurück und ließ sich auf seinen Sitz fallen. Ich hatte schon Sorgen,, daß der Stuhl unter seinem Hinterteil zusammenkrachen würde. Aber Gott hatte ein Nachsehen und der Stuhl blieb unversehrt. Nun gut, ich habe ja keine Ahnung von Gott. Dann machte sich das Vieh an sein Futter. Er schob es in Riesenhappen in sein Maul das wahrlich einem ausgewachsenem Rindvieh alle Ehre gemacht hätte. Mit dem einen Unterschied, er kaute den Fraß nicht sondern schlang ihn wie ein Haifisch herunter. Das kam natürlich meinem Plan entgegen, denn ich war mir nicht sicher ob der Pilz nicht doch ein verräterisches Geschmäckchen hinterlassen würde. Meine Sorge verflog so wie der Fliegenpilz im Schlund meines Opfers verschwand.

Nun , ich wusste natürlich nicht wie das Zeug wirkte. Es soll ja ein starkes Gift sein. Aber sicher würde es im Verein mit dem Fisch noch etwas dauern bis es seine für mich wohltuende Wirkung tat. Der Fette rülpste und die Runde erhob sich. Erst am nächsten Freitag sollte wieder ein Treffen stattfinden. Ich hoffte also, daß dann der Stuhl neben mir frei bleiben würde. Inzwischen musste ich mich halt still und unverdächtig verhalten.

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Montag, 21. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 14

Der Vorstandsvorsitzende war wirklich ein harter Brocken. Wir standen auf gleicher Höhe mit unseren schmutzigen Tricks. Nur, daß er nichts von meinen Gedanken ahnte. Denn ich war ein perfekter Schauspieler und Lump. Und er sah nur nach vorwärts um Kanzler zu werden. Während ich auch einen Rückspiegel habe. Denn der Feind kann auch von Hinten kommen. Der wirkliche Machthaber war in einer Monarchie immer der Kanzler und niemals ein selbstverliebter König. Und insgeheim wusste ich schon längst, daß wahre Macht von den Gold- und Geldbesitzern ausgeht. Und die bauten trickreich ein Bankensystem aus das ich schnell durchschaute und das seiner genialen Einfachheit wegen nirgends Verdacht auslöste. Oh ja, ich lernte viel und ich war kreativ veranlagt. Besonders in Intrigien und Fallen stellen. Das Handwerk eben das ein ehrgeiziger Emporkömmling beherrschen musste. Ich war dieser Partei und ihren Mitgliedern haushoch überlegen. Diese Knaben waren nur noch Mittel zum Zweck.

Ich ging gerne in der freien Natur bei Wind und Regen spazieren. Hier ließ ich mir von der frischen Luft meine Gehirnzellen durchpusten. Wald und Wiese haben mir schon so manche Eingebung zugespielt. Besonders wilde Hunde die um einen Knochen raufen faszinierten mich. Ich kam ins Grübeln und dachte nach wie ich meinen Widersacher, den Parteivorsitzenden, aus dem Weg räumen könnte. Dies ist so meine Art von Meditation. Dabei stierte ich, voller düsteren Gedanken vollgesogen, auf den Waldweg den ich gerade entlang wandelte. Da blitzte mir etwas rotes, weißgeflecktes und hutartiges in mein auf Hochtouren arbeitendes Gehirngekröse. Ein Fliegenpilz! Irgendwie kam mir die Situation bekannt vor . Wie wenn ich sie schon einmal erlebt hätte. Das hat etwas zu bedeuten, schoss es mir in den Kopf.

Ich hob den giftigen Pilz empor und in Ermangelung eines Behältnisses nahm ich meinen Tabaksbeutel und leerte ihn halb weinend am Boden aus. Denn  dieser Tabak hat mir eine reiche Anhängerin gespendet. Ein wirklich edles und sehr teures Kraut. Darin verstaute ich den Pilz und kehrte schnurstracks um und ging eilends nach Hause. Muss ich mich noch weiters erklären? Jaaa, ich werde ihn vergiften!!! Ich werde meinem Widersacher geben was ihm gebührt. Denn mich kümmert es nicht wenn Leichen meinen Weg nach oben pflasterten. Ich war der Grösste!

Daheim angekommen packte ich meine Beute aus. Denn schon gilb anlaufenden Fliegenpilz. Aber das Ding brauchte ja nicht ansehnlich zu sein. Es hatte ja nur die Aufgabe im verborgenen in den Schlund meines Feindes zu wabern. Also trocknete ich den Pilz und rieb ihn zu Pulver. Jetzt heißt es nur noch eine Gelegenheit zu finden um das Pulver in sein Essen zu streuen. Denn in einem Getränk würde das hässliche, braunschwarz eingefärbte Pulver auffallen. Und eine Gelegenheit dazu brauchte nicht lange auf sich warten zu lassen, denn Politiker schwatzen gerne und oft bei irgendeinem Italiener. Eben einer gehobenen Speisegaststätte.

Da ich stellvertretender Vorsitzender war hatte ich natürlich meinen Sitz neben dem Vorsitzenden. Der riss noch ein paar schweinische Witze bevor aufgedeckt wurde. Es war ein Freitag und es gab ein stinkendes Fischgericht. Geradezu ideal für meinen edlen Plan. Denn dieser Dinosaurier von einem Vorsitzenden ist wirklich unbeweglich geworden und es fehlt ein neuer Wind in der Partei. Und der war natürlich ich! Der Vorsitzende erhob seinen fetten Wanst um ein Geschäft zu verrichten, kaum daß er sich an den Fisch herangemacht hatte. Der Magen! Ich kannte natürlich seine Schwäche und seine Gewohnheiten und habe damit gerechnet. Dies gab mir  Gelegenheit mich an mein kunstvoll eingefädeltes Werk zu machen.

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Samstag, 19. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 13

                                                                     16

Und wieder wurde ich in eine Schnapsbrennerfamilie geboren. Durch ihr vorzügliches Zwetschgenwasser hat sie sich einen Namen gemacht. Ich wurde den Zwetschgengeruch einfach nicht los. Und ich wusste einfach noch nicht was des Zwetschgen Kern ist, da bin ich mir sicher. Denn alles hat seinen Sinn. Auch wenn ich diesen in meiner jetzigen Inkarnation noch nicht erfahren durfte. Denn mir war ein weltlicher Job vorgesehen. eine sehr weltliche Aufgabe. Ich sollte Politiker werden!

Schon früh zeigte sich meine Begabung als Politiker. Denn ich konnte das Schwarze vom Himmel lügen. In Ausreden war ich nie verlegen und im Worte verdrehen wurde ich so nach und nach Meister. Arbeit hat mir nie gefallen. Das Bücken und das Schwitzen überließ ich lieber den anderen. Aber ich stand gerne dabei um meinen Senf abzugeben. Ich spielte den Mann von Welt. Ich wurde zum Besserwisser obwohl ich offen zugebe, daß ich so gar nichts weiß, sondern nur nachplappere. Mein Hauspapagei Fridolin war mir ein unfreiwilliges Vorbild. Die Menschen lieben es sichtlich wenn ihnen etwas vorgeplappert wird. Ich hatte also die besten Voraussetzungen um einen guten Politiker abzugeben.

Ich wurde in eine Zeit hineingeboren als man so manche kleine Helferlein erfand. Zum Beispiel den Webstuhl und die Dampflokomotive. Der Mensch wurde von dem Urgrund so langsam mit immer mehr nützlichen Intuitionen versorgt. Der Geschwindigkeitsrausch erfasste das vorindustrielle Zeitalter. Und ich stand also mit meinen zwei Beinen zwischen Pferdefuhrwerk und der Dampfkraft. Es war ein bewegendes und hochinteressantes Zeitalter. Das da natürlich dabei Späne fallen würden war vorauszusehen.

Ich hatte spitzige Ellenbogen und die Hartnäckigkeit eines Wasserbüffels. Aber die störrischen Eigenschaften eines Esels habe ich klugerweise vermieden. Ich war geschmeidig wie Nappaleder. An jeden Körper konnte ich mich anpassen. Insbesondere an den Körper meiner politischen Partei der ich hündisch ergeben war. Aber eines konnte man mir nicht nachsagen und das war fehlender Ehrgeiz. Ich sah auch wie der Parteiführer Macht besaß  und die Menschen um die Finger wickeln konnte. Und wenn der Karren nicht so richtig nach seiner Anweisung lief konnte er seine unverschämte Macht ausspielen weil er genug Speichellecker und Stiefelputzer um sich versammelt hatte.

Das imponierte mir mächtig. Ich überlegte wie ich mir diese Macht über andere aneignen konnte. Keinen schmutzigen Trick ließ ich in meinen Gehirnwindungen aus. Ich nagte förmlich im Geiste an dem Stuhl des Parteivorsitzenden. Aber ich vergaß natürlich auch nicht die noch allmächtigere Monarchie. Doch die war mir aus Gründen meiner bürgerlichen Geburt verschlossen. Eine Schnapsbrennerfamilie ist halt nicht die richtige Visitenkarte. Vielleicht konnte man dies eines Tages umgehen. Der befreiende Duft der Revolution stieg aus dunklen Quellen auf. Ich wusste, daß das nichts mit den Arbeitern und sonstigen armen Teufeln zu tun hatte. Revolutionen kommen nie von unten, sondern werden von oben ausbaldowert. Ja, so schlau bin ich schon geworden. Und mein in dieser Inkarnation absichtlich verpasster, mieser Charakter erdachte intrigante Spiele.

Inzwischen habe ich mit Stiefellecken und so manchen gehässigen Intrigien, aber auch mit fein gesponnenen Fäden wie eine Spinne so manchen Widersacher aus dem Weg geräumt und mich zum stellvertretenden Vorsitzenden meiner Partei hochgearbeitet. Es war die beste Praxis um vorwärts zu kommen. Denn es war nicht immer einfach. Zahlreiche Freunde, oder besser gesagt, Steigbügelhalter, ließ ich enttäuscht hinter mir. Mich kümmerte das wenig. Mein Nahziel war der Stuhl des Parteivorsitzenden. Und dann sieht man weiter wie ich mit Ellenbogen und List den mir zustehenden Thron besteigen konnte. Denn der König mit seiner Pracht und seinen Supermätressen stach mir ins Auge. Ich wusste, daß ich kein blaues Blut habe. Aber ein Machtgieriges. Und es war Zeit die Demokratie auszurufen. Die war leicht zu übernehmen. Denn ich habe das wahre staatsmännische Geschick und die Unverfrorenheit mich mit so allerhand Versprechen in die Szene zu setzen. Natürlich vergesse ich schnell was ich da verzapft habe. Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern. Ich werde die Fäden ziehen! Schließlich steht mir dies von Geburt aus zu.

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Freitag, 18. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 12

                                                                     15

Als ich auf der anderen Seite mach meiner unrühmlichen Inkarnation als Papst angekommen bin beklagte ich mich bitter bei dem zuständigen Engel. Mir wurde natürlich der Mantel des Vergessens abgenommen und ich würde am Liebsten vor Scham in den Boden versinken.

"Mein guter Freund", sagte der Engel, "du hast deine Inkarnation fabelhaft ausgeführt. Nichts hat gefehlt in deinem liederlichen Lebenswandel. Du hast dein Spiel perfekt gespielt und sicher gelernt wie man es nicht machen sollte".

"Oh ja, das habe ich. Aber das nächste mal würde ich mich doch lieber als Trockenobstexperte betätigen. Da kann man nicht viel falsch machen. Außer, daß man ab und zu einen Wurm übersieht".

"Und was würdest du denn da lernen"?

"Nun," antwortete ich , "daran habe ich noch gar nicht gedacht. Was soll ich denn also bei meiner nächsten Inkarnation lernen"?

"Oh! Zuerst darfst du dich wie üblich ein paar Jahre entspannen und deinem Entwicklungsstand entsprechend eine lockere Tätigkeit ausführen. Zum Beispiel bei der Mannaherstellung eine Stunde am Tag helfen und dann den Müßiggang pflegen. Aber deine nächste Inkarnation wird dir helfen die vergangenen Fehler wieder gut zu machen und ein paar neue zu machen".

" Darf ich fragen was mir da blüht"? (Meine Stimme zitterte ein wenig).

"Du wirst Politiker werden"! (Ich bemerkte wie ein Hauch von Schelm über das Gesicht des Engels zog).

Und so wurde ich Politiker!

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Mittwoch, 16. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 11

                                                                     14

Oh ja, scheinbar lässt mich das Predigen und Bekehren nicht mehr los. Einige Inkarnationen habe ich so schon hinter mir als ich wieder in solch einem Leben als Pfaffe meine Erfahrungen sammeln sollte. Oh ja, da wird man wirklich geprüft. Diesmal nur zweimal das "Oh ja". Kein gutes Zeichen! Nun denn, die heilige römische Kirche stand schon. Es sprossten schon die ersten spitzgiebeligen Kirchen mit einem Glockenturm aus dem Boden. Und ein Palast mitten in Rom, wie es dem Oberpfaffen geziemt, war fast vollendet.

Meinesgleichen und natürlich auch ich waren auf Schäfchenfang um sie zu scheren. Nach so einer gottgefälligen Schur blieben nicht mehr viele Haare übrig. Oder soll ich es ganz offen ausdrücken. Man erleichterte das jeweilige arme Schaf all seiner Güter die sich im Laufe seines Lebens angesammelt haben um ihm eine Platzkarte im Himmel zu versprechen. Denn ein guter Platz im Himmel ist eine reine Preisangelegenheit. Man lässt da durchaus mit sich handeln. Denn Gebete sind gut aber Sachwerte, vor allem Gold und sonstiges Geschmeide , besser.

Die jetzige Inkarnation hat es allerdings in sich. Jetzt war ich nicht nur ein Dorfpfaffe der sich mit Malzkaffe und Knäckebrot zufrieden geben musste. Nein, diesmal machte ich den Aufstieg auf der Himmelsleiter im Sauseschritt. Ich hatte aus den vorhergehenden Inkarnationen gelernt. Und instinktiv benützte ich meine Schläue und meine Ellenbogen um die anderen Mitbewerber im Pfaffenrennen hinter mir zu lassen. Ich saugte förmlich Wissen aus der Akashacronik. Denn dieses Talent hat mich durch alle meine Inkarnationen hindurch begleitet. Natürlich wusste ich damals nicht was Akashacronik bedeutet. Aber bleiben wir einfach beim Instinkt und den Intuitionen.

Ich war ein außergewöhnlich talentierter Schafsscherer. Und das vergoldete Kreuz auf der großen Kuppel des Palastes hatte man meinem Eifer zu verdanken. Da musste ich schon den Adel angehen. Aber ich konnte gut Stiefellecken und war auch durchaus nicht sparsam mit Drohungen, daß wenn man nicht seinen Pelz lässt die Himmelspforte zubleiben würde. Und schon wurde der Beutel gezückt. Brave Leute, dieser Adel, das muss ich schon sagen. Das Gewicht des Kreuzes wurde mit reinem Gold berechnet. Aber der kleine Schwindel mit dem vergoldeten anstatt dem purem Goldkreuz bemerkt ja sowieso keiner. Und Gott, der Chef vom Ganzen, bekam ein paar Kerzen und Räucherstäbchen geopfert und hielt still. Überhaupt war er sehr still. Nie bekam ich eine Antwort. Ich war schon im Pfaffenparlament, als der Oberpfaffe das Zeitliche segnete. Dann ging es zum Wählen. Ich hatte vorgesorgt. Denn Gold stinkt nicht. Und so habe ich mir so einige Stimmen gekauft. Und prompt wurde ich als Obermotz gewählt. Meine Machtgier kannte keine Grenzen mehr. Ich bekam den Hirtenstab!

Mit einem schweren, goldenen Fingerring gerüstet segnete ich die armen Schafe die vor dem Palast die Worte aus meinem Mund schlürften die mahnend und tröstend daraus herausträufelten. Mehr mahnend als tröstend. Denn Angst macht Spendierlaune. Ich vergaß dabei natürlich nicht sie zu erinnern, daß sogar den letzten Hosenknopf zu spenden gut für ihre Seele sei. Daß mein Verein dabei nicht erwähnt wurde versteht sich von selber. Denn die meinten, daß Gott persönlich die Spenden in Empfang nehmen würde.

Unwissenheit des Fußvolkes ist etwas vorteilhaftes. Wenigstens für meinesgleichen. Aber ich selbst stieg fast täglich in die große Bibliothek in der hochgesicherten Unterwelt des Palastes. Und da waren wirklich alle Bücher vereint. Auch die verbotenen. Der Pöbel braucht ja nicht alles zu wissen. Das verwirrt nur ihre Köpfe. Meine Macht ließ mich alle guten Eigenschaften und Vorsätze vergessen. Ich war im Machtrausch und versteckte diese hinter einer gönnerhaften Larve, genannt Gesicht. Oh ja, ich war ein guter Schauspieler. Ich hatte meine Lektionen wirklich gut gelernt. Ich war ein ausgesprochenes Talent in bösen Taten die für mich immer das Gute erzeugten.

So war es ab und zu nötig mich unerkannt unter den Pöbel zu mischen. Meine männliche Natur wollte zu ihrem Recht kommen. Niemand brauchte das zu wissen. Außer die Anderen, die mich auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht haben. Und das waren nicht wenige. Aber die hatte ich in der Hand. Denn ich habe einen guten Geheimdienst aufgebaut. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Also stieg ich ab und zu in die Schuhe des Fischers und in das Gewand eines Knechtes. Dann machte ich mich auf den Weg und streunte durch die Gassen. Weiber waren mein Ansporn damit ich meine Gelüste befriedigen konnte. Jedes mal eine Andere. Denn es gab genug davon die sich verkauften. Die Not war zu meiner Zeit groß. Diese interessierte mich aber nicht. Ein heißer Bock sieht auch nicht um sich wenn er aufspringen will. Geld war natürlich kein Thema für mich. Ich brauchte nur in die Portokasse zu greifen und ich war versorgt. Ich lebte buchstäblich in einem Goldbergwerk.

Nun gut. In dieser Inkarnation war ich total versaut. Ich bin schwach geworden. Die Macht über Andere hat mich alles Edle vergessen lassen. Das wird sicher noch in Nachspiel geben Au weia!

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Montag, 14. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 10

                                                                     13

Dieses mal wurde ich in einem kackwarmen Kuhstall geboren. Meine Eltern waren auf der Flucht. Das einzigste was sie noch besaßen war ein betagter Esel. Es war frisch draußen und ein heller Stern beleuchtete die Szene. Er hatte einen eigenartigen Schweif. Ich wurde in eine Futterkrippe zu den Rindviechern gelegt und mit Stroh bedeckt. So erlebte ich meinen ersten Tag auf Erden.

Mein Vater war Handwerker. Töpfer. Und als Handwerker konnte man immer sein Brot verdienen. Falls man fleißig war! Und mein Vater war fleißig. Schnell hat er sich in seiner neuen Heimat einen Namen gemacht und ich wuchs behütet und umsorgt auf. Ich war der Letztgeborene unter sechs Kindern. Das Nesthäkchen. Aber das sollte mir gar nicht gut bekommen, denn ich wurde unverdient verwöhnt.

Das Töpfern lag mir gar nicht. Denn in meinen letzten Inkarnationen habe ich immer irgendwie mit Trockenobst zu tun gehabt. Mein Vater war traurig darüber aber er hatte ja noch drei andere Söhne die auf seinen Spuren wandelten und gute Töpfer wurden. Und ich? Ja, in mir wurde wieder die rebellische Ader wach. Für die anderen Leute war ich ein Taugenichts, aber nach innen war ich ein Suchender. Ich wurde Fischer. Ganz einfach so. Mir fiel einfach nichts weiter ein, denn von irgendetwas musste ich ja leben. Und da ich nicht mit meinem Los zufrieden war trank ich ab und zu etwas zu viel und wurde ein berüchtigter Raufbold. Ein Raufbold mit einem weichen Kern. Aber ich verstand es meine sensible Seele zu verstecken.

So lebte ich dahin bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr. Da hörte ich von einem Wanderprediger der immer Hügel bevorzugte um zu predigen. Denn da konnte er seine Schäfchen überblicken. Meine Neugier und mein Instinkt trieb mich eines Tages zu dem Hügel wo dieser seltsame Mann seine Geschichten darlegte. Sie waren außergewöhnlich. Er sprach davon, dass man seine Backen hinhalten sollte wenn einer Lust hatte einen zu schlagen. Ein wirklich außergewöhnliches Unterfangen. So ganz gegen meine Lebenserfahrung. Denn ich beschütze meine Backen und verteile kräftige Ohrfeigen und Hiebe mit der Faust wenn es nötig war. Und doch nagten die Worte des Predigers in mir. Ich spürte in mir, dass ich mich schon in meinen früheren Inkarnationen zu einem Suchenden entwickelte. Wenn auch mit heftigem Schwanken in meiner Lebensführung. Wie gesagt, aus Fehlern lernte man.

Wie immer warf  ich meine Netze aus als ich den Prediger auf mich zuwandeln  sah. Als ich das Netz herauszog war kein einzigstes Fischlein darin. Ich könnte Gift und Galle spucken, so zornig wurde ich und lief rot  an wie ein wütender Truthahn. Der Prediger blieb nahe bei mir stehen und sah mich prüfend an.
"Was glotzt du so?" Fegte ich ihn zornig an.
"Probiere es noch einmal und du wirst dein Netz kaum heben können".
Das sagte dieser Mensch in aller Ruhe zu mir. Mir stieg der Kamm, aber irgend etwas ließ mich aufhorchen. Murrend schmiss ich das Netz wieder in die braune Brühe, noch tiefer in das Wasser watend. Und dann geschah etwas , was ich nie vergessen werde. Die Brühe schäumte auf und mein Netz war im Nu voll. Ich konnte es kaum heben. Ich verstand die Welt nicht mehr.

So wurde ich ein gelehriger Schüler dieses eigenartigen Mannes der, so wie ich erfuhr, am gleichen Tag Geburtstag hatte wie ich und auch in einem stinkigen Stall geboren wurde. Dies belehrte mich in der jetzigen Inkarnation, daß es keine Zufälle gibt. Den Rest möge man aus einem dicken Buch entnehmen. Denn ich wurde ein berühmter Mann.

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Samstag, 12. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 9

Dies war die Situation die ich vorfand als ich Babylon kennenlernte. Außen hui und innen pfui. Ich verkaufte meine ganzen Trockenfrüchte und erhielt babylonisches Tontafelgeld wovon ich die hier vorkommenden Nüsse kaufte. Ein glänzendes Geschäft wie ich meinen wollte. Meine Kamele würden wieder ganz schön was zum Schleppen haben.

Etwa die Hälfte meines Tontafelgeldes habe ich in Nüsse investiert, als plötzlich etwas ungeheures geschah. Man nahm mir die Tontafeln nicht mehr ab. Tontafelentwertung! Etwas mir völlig unbekanntes. Ich wusste zwar von den Schwankungen im Geldmarkt. Aber ich war auf Gold geeicht. Und Gold behielt immer noch etwas an Wert. Meine Tontafeln allerdings konnte ich in die Wüste werfen. Sand zu Sand. Ton zu Ton. Ich war der Angeschmierte. Man hat es zwar schon läuten hören, daß die babylonische Währung in Probleme steckte. Aber es traf trotzdem alle wie die nassen Hunde. Keiner verstand mehr den anderen. Es herrschte Sprachverwirrung. Denn die Tontafelsprache war dem allgemeinen Volk nicht geläufig. Nur die Priesterkaste hatte den Zugang dazu.

Später wurden sie von dem wütendem Volk abgemurkst. Götter hin oder Götter her. Mit Tontafeln und verknöcherten Priestern konnte man halt nicht den knurrenden Magen beruhigen. Und Ratten als Proteinspender wurden auch immer rarer. Die heiligen Katzen wurden heimlich schon alle verzehrt. Bei Nacht und Nebel, daß der Katzengott es ja nicht mitbekommen würde. Den Turm zu Babel, den die Priesterkaste bis in den Himmel bauen wollte um den Göttern die Hand zu reichen, traf das gleiche Schicksal wie die Tontafeln. Sand zu Sand, Ton zu Ton.

Die Ägypter konnte man noch mit Zwiebeln beim Bau der Pyramiden bei Laune halten. Bei den Babyloniern klappte dieser Trick nicht . Da müsste schon Bier herhalten. Aber das kostete zu viel in der Herstellung. Außerdem war der bekritzelte Ton wertlos geworden. Zuerst nahm das Pack Beschlag von dem Riesenbau und feierte darin seine Gelage. Dann zerfiel er. Lehm ist noch weniger haltbar wie Ton. Mit meinen Nüssen konnte ich den Schaden noch etwas eindämmen. Allerdings habe ich das eine gelernt: Traue keinen Tontafeln nicht!

Als ich alt war und meine Söhne das Geschäft weiterführten war ich zwar vermögend, vielleicht sogar reich, aber noch lange nicht der reichste Mann der Welt. Daher kann von Glück auch keine Rede sein. Tontafeln versauen mir immer noch den Appetit wenn ich nur an diese Dinge denke. Die Stadt Babylon versank mit seinen inzwischen auf viertausend Bürger eingeschrumpften Einwohnerschaft in Vergessenheit. Trockenobst hätte da länger gehalten. Das Spiel mit Wein und Weib hat der Pöbel von dem inzwischen gelynchten Geldadel übernommen. Durch die übermäßigen Saufgelage wurde das Immunsystem der restlichen Einwohner geschwächt und man vermutet, daß ein besonders gehässiger Gott ihnen einen Aidsvirus ins saure Bier geschüttet hat. Wohl bekomms!

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Oh ja,während meiner Verschnaufpause zwischen zwei Inkarnationen wurde eine weitere Lektion mit meinem himmlischen und väterlichem Freund Gott und meiner Wenigkeit in Sachen Lebenserfahrung beschlossen um daraus zu lernen. Damit ich im Paradies nicht auf schlechte Gedanken kommen und den himmlischen Frieden nicht durch meine dummen Streiche stören würde. Das heißt also durch Fehler lernen. Und je schmerzhafter sie sind, umso mehr wird man sie in Zukunft vermeiden.Das heißt auch im Umkehrschluss: Je öfters man einen Fehler wiederholt, umso mehr steigert sich der Schmerz. Da heißt es lernen und nicht schlafen. Dreimal das Wort "heißt"! Dreimal wird der Hahn krähen. Zufall?

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Mittwoch, 9. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 8

                                                                     11

(Ich möchte darauf aufmerksam machen, das historischen Angaben nur ungefähr gestreift werden)!

Babylon, die biblische Stadt, dürfte jedem geläufig sein. Der Turm zu Babel sicher auch. Diese imaginäre Geschichte spielte sich also vor einigen Jahrtausenden ab. Der neugierige Leser kann sich ein Lexikon zur Hand nehmen oder im Internet nachsehen um das heutige Wissen über Babylon zu studieren. Sicher sehr interessant für einige um das heutige Wissen über Babylon zu studieren. Sicher sehr interessant für einige Leser. Sehen wir uns also diese vierhunderttausend Einwohner zählende Stadt an.

Schon von weitem kann man diese beeindruckende Stadt mit ihren vierzig Meter hohen Stadtmauern wahrnehmen. Aber noch beeindruckender ist ein Koloss von einem Gebäude das sich gut sichtbar noch in Konstruktion befindet. Es ist rund und abgestuft. Nein, es ist kein Gebäude. Hier ist ein Weltwunder am entstehen. Es ist der berühmteste Turm des Altertums. Der Turm zu Babel!

Wie die Ameisen sieht man die Menschen an diesem Turm herumwuseln. Ein geschäftiges Treiben kann man schon von weitem wahrnehmen. Dieser Turm überragt alles. In meiner jetzigen Inkarnation bin ich ein Geschäftsmann der mit Trockenobst handelt. Ja, Trockenobst! Was gibt es denn da zu lachen? In meiner Zeit kannte man noch keine Konservendosen und das Früchtezeugs wurde auf diese weise, als zusammen geschnurrtes etwas haltbar und handelbar gemacht. Es ist kein schlechtes Geschäft wenn man sich einen guten Kundenstamm herangezogen hat. Ich bin am überlegen ob ich nicht noch Nüsse in mein Angebot nehmen soll.

Ich bin sehr Ehrgeizig und will reich werden. Vermögend bin ich ja schon. Glücklich bin ich aber noch nicht. Ich will der reichste Mann der Welt werden. Vielleicht werde ich dann glücklicher. Babylon besuche ich zum ersten mal. Diese Stadt ist ziemlich weit von meiner Heimatstadt entfernt. Ich habe schon vieles über diese sagenhafte Stadt gehört. Hier kann man sicher gute Geschäfte machen. Babylon ist die größte, schönste und reichste Stadt der mir bekannten Welt. Und wenn das nichts ist.

Ich passierte das unbewachte Stadttor. Eins von vielen anderen. Diese Stadt fühlte sich sicher. Es ist eine bis an die Zähne bewaffnete Hochkultur. Die Mächtigste ihrer Zeit. Es ist eine Handelsstadt und durch Handel reich geworden. Nicht gerade der Pöbel, der die Strassen und Gassen durchflutet ist reich, sondern eine kleine, feine Gesellschaft die durch Handel einen derartigen Einfluss gewonnen hat, daß sie insgeheim an Macht die des Königs der Babylonier übertraf. Und warum sind die anderen nicht reich sondern offensichtlich arm? Sie provozieren , durch ihre Erniedrigung verursacht, die halbwegs anständigen Bürger. Es ist das Geldsystem das die Menschen in ein paar Reiche und viele, viele arme Menschen aufteilt.

Die paar übrig gebliebenen, mittelständischen Bürger halten sich unsichtbar um nicht aufzufallen. Sie haben Angst vor dem stehlenden und mordenden Abschaum der die Strassen unsicher macht. Materielle Armut verführt zu provozierenden Trotzhandlungen und nicht nur zu Raub und Totschlag wie ich ernüchtert feststellen musste. Eine weitere unsichtbare Macht im Staate ist das sogenannte Beamtentum. Korrupte Banditen im Schutz eines langsam dahinfaulendes Staates. Denn anders kann ich das nicht beschreiben was ich vorfand, als ich die Stadt durchmarschierte um sie kennen zu lernen. Es wurde mir empfohlen bei Einbruch der Dunkelheit nicht auf die Strasse zu gehen und außerdem abseits gelegene Stadtviertel und gewisse Strassen zu meiden. Ich hielt mich daran. Aber was ich so vernahm lässt mich diese grossartige Stadt mit etwas anderen Augen sehen.

Alles ist dem babylonischen Geld verfallen. Der König ist nur noch eine Marionette. Priester haben im Hintergrund die wahre politische Macht in den Händen. Sie raffen das Geld der Bürger, durch harte Methoden eingetrieben, an sich und werfen dem König die abgenagten Knochen vor. Der König war machtlos. Wenn er einschreiten würde hätte er vielleicht sogar die Götter Babylons gegen sich. Und das sind nicht wenige. Was schlimmeres kann einem König nicht passieren. Besonders wenn er satt ist und dekadent und sich nur noch um sein eigenes Wohlergehen kümmert. Das da sind: Wein, Weib, Spiel und Gesang. Grausige Spiele wie sie später nicht einmal die Römer aussinnen konnten.

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Mittwoch, 2. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 7

                                                                     10

Hallo, jetzt bin ich wieder putzmunter da. Eine glorreiche Inkarnation war für mich vorbereitet worden. Nicht so sehr im Hinblick auf das Geldverdienen sondern als Riesenschritt zu der Erkenntnis, daß es so etwas wie eine göttliche Moral gibt die sich irgendwie in der Brust bemerkbar machte. Ich war also jetzt ungefähr halb erleuchtet. Sicherheitshalber habe ich aber den Pfaffen noch ein paar Silberstücke untergeschoben damit meine bisherige Schuld in Gottes Namen vergeben wurde. Das Geld dazu habe ich, so weit es ging, mit reinem Gewissen erworben. Keine Schnapsleichen und keine Fliegenpilzleichen säumten diesmal meinen Weg. Ich habe die Weichen auf dem Weg nach oben hin zum göttlichen Paradies gestellt. Nur war ich mir darüber noch nicht bewusst. Aber geklingelt hat es auf jeden Fall. Auch diesmal half mir ein seltsamer Zufall, daß ich mir einen Broterwerb einhandelte der diesmal moralisch astrein war. diese Geschichte muss ich unbedingt erzählen:

Ich stammte aus einem armen Haus ab. Der Tisch war oft so kahl wie die Glatze meines trinkenden Vaters. Er schlug mich oft durch sein eigenes schlechtes Gewissen provoziert. Er war mit sich selber und seinem miserablen Leben unzufrieden. Meine Mutter ist schon vor Jahren aus Gram und an der Schwindsucht dahingegangen weil der Hunger ihr buchstäblicher Bundesgenosse war. Der Alte hat alles weg gesoffen was sie mit Wäschewaschen heimbrachte. Ich musste für meine vorhergehenden Inkarnationen büßen. Ich fühlte es.

Wieder einmal wurde ich, jetzt schon fast erwachsen , von meinem schon verblödeten Alten auf Futtersuche weggeschickt. Das Huhn des Nachbarn stach in sein Auge. Dazu reichte sein Verstand noch. Aber vermutlich war es sein versoffener Magen der das Denken übernahm. Auf jeden Fall hatte der Alte einen Heißhungeranfall. Wie so oft nach einem ordentlichen Saufgelage. Es war Winter und bitterkalt. Die Spuren im Schnee würden mich verraten wenn ich auf das Grundstück des Nachbarn ging. Ich setzte mich unter einen Zwetschgenbaum. Wohl bemerkt unter einen Zwetschgenbaum und brütete so vor mich hin. Plötzlich fiel etwas auf meine Wollmütze und ich glaubte schon, daß mich ein Vogelschiß im Fluge abgefeuert, voll auf meinem Haupte ins Schwarze getroffen hat. Ich zog die Mütze herunter um sie zu begutachten. Nichts war zu erkennen.

Dann blickte ich um mich. Und siehe da, etwas kleines, verschrumpeltes lag zu meiner Seite. Schwarz und hässlich. Ich konnte eine ausgetrocknete Zwetschge erkennen mit denen sich normalerweise kein Mensch abgab. Früchte wurden frisch genossen oder als durchsichtige, im Mund brennende Flüssigkeit umgewandelt, den Hals heruntergekippt. Ich hatte einen Bärenhunger und nahm das verschrumpelte Ding in die Hand und roch daran. Es roch fruchtig und nicht schlecht. Wie Trockenobst eben so riecht. In diesem Fall gefriergetrocknet. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Mein Hunger besiegte den Ekel und ich knabberte etwas an der Zwetschge. Süß und aromatisch kitzelte das lederartige Fruchtfleisch meinen Gaumen. Ich aß das ganze Ding auf und verschluckte mich fast an dem Kern der Frucht. So gierig wurde ich nach der ersten Zungenprobe. Zum Teufel, ich hätte nicht gedacht, daß so etwas hässliches wie eine ausgetrocknete Zwetschge so gut schmecken kann. Und das nicht nur wegen meinem Hunger, sondern es war wirklich ein himmlischer Genuss.

Der Teufel möge mir verzeihen. Dieses ausgetrocknete Zwetschge sollte mein Leben verändern und mit mir das Leben vieler meiner Zeitgenossen. Denn trockene Zwetschgen waren haltbar und machten dem Hunger in der Winterszeit in Zukunft ein Schnippchen. Dieser Zwetschgenfall auf mein Haupt hatte weltbewegende Auswirkungen die nur noch von einem Apfelfall in einem späteren Jahrhundert auf das Haupt eines alchemistischen Denkers übertroffen wurde. Der stellte fest, daß alle Dinge nach unten fielen. Gravitationsgesetz nannte er dies und fing an zu rechnen und zu rechnen. Bis heute weiß man aber nicht wie das ganze funktioniert. Nichts desto trotz, die Trockenfrucht war geboren. Etwas handgreifliches und mathematisch fast unberechenbares, aber vor allen Dingen etwas sättigendes.

Zwetschge, Pfirsich und noch so viele Früchte mehr wurden von mir getestet und getrocknet. Bald hatte ich auch heraus, wie ich die Früchte am besten trocknen konnte. Weintrauben ließ ich im Winter am Stock austrocknen. Zwetschgen in der schattigen und luftigen Wärme eines Spätsommers. Ich wurde Trockenobstexperte. Und eigenartigerweise wurde wieder die Zwetschge mein Verkaufsschlager. Diesmal in einem anderen Aggregatzustand.

Ich handelte mit diesen Früchten und wiederum kam ich in den unverdienten Genuss eines Geldregens. Aber ich will meine Arbeit nicht schmälern, denn nicht jeder setzt eine gute Idee in die Realität um. Und nicht jeder der am Kopf von etwas getroffen wurde bekam eine leuchtende Idee die man heute eine Intuition benennen würde. Meinen verbitterten Vater konnte ich nicht mehr retten. Die Leber! Aber mein jetziges Gewerbe konnte ich wenigstens mit meinem jetzt erwachten Gewissen vereinbaren. Wenn mein Leben auch bei weitem noch nicht perfekt war.

FORTSETZUNG FOLGT!