Freitag, 27. Juni 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 6

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Der Erleuchtungsprozess nahm in meinen weiteren Inkarnationen einen heftigen Anschub. In der folgenden Inkarnation wurde ich in die Wiege einer Fabrikantenfamilie gelegt. Eine angesehene Schnapsbrennerdynastie die ich selbst in einer der vorhergehenden Inkarnationen gegründet hatte . Natürlich wusste ich das in meiner jetzigen Inkarnation nicht mehr. Wie allgemein bekannt, wird ja einem der Mantel des Vergessens angezogen wenn man in eine neue Inkarnation schlüpft. Diese Inkarnation war aus der Sicht meiner Eltern total versaut. Aus meiner Sicht ein Meilenstein in meinem Erleuchtungsprozess. Instinktiv verabscheute ich den Alkohol an dem sich meine Familie dumm und dämlich verdiente. Aber auf einem Acker die Kartoffeln aufzulesen wie die schlauen Bauern lag mir auch nicht. Es blieb mir nichts anderes übrig als einen Taugenichts abzugeben.

Ich wurde zum Protestler. Zum Revoluzzer. Zum schwarzen Schaf einer schweinereichen Familie. Wenn lange Haare Mode waren schnitt ich sie mir kurz. Wenn kurze Haare Mode waren ließ ich sie mir bis zum Hintern herunter wachsen. Ich war nie glücklich in meiner Haut. Ich war nie zufrieden. Ich wusste selbst nicht was mit mir los war. Eine alte Hexe verriet mir ein Rezept mit Fliegenpilzen um meine Depressionen wegfliegen zu lassen Es funktionierte! Und ein paar Tropfen Talent zum Geschäftsmann hatte ich noch in mir. Also stellte ich selbst diese segensreiche Rezeptur in Massen her und verkaufte die Droge an weitere Unglücksraben und Taugenichtse. Das Geschäft lief, ohne daß ich mich dazu anstrengen musste. Verkappte Genies gab es ja genug die das Teufelszeug für mich an den Mann brachten.

Ich wurde reich. Mit dreißig Jahren war ich reicher als meine ganze Schnapsbrennerfamilie zusammen. Der Fliegenpilz hatte einen Nachteil, jedoch einen großen Vorteil für meinen Geldbeutel. Man wurde süchtig danach. Alles Konzentrierte macht süchtig wie ich feststellen musste. Ob es Alkohol, Zucker, Sex, Geld oder eben meine Fliegenpilzdroge war. Wieder war ich der Angeschmierte. Trotz meines Reichtums machte ich mir heftige Selbstvorwürfe, denn die Fliegenpilzkonsumenten fielen wie die Fliegen durch eine eigenartige Immunschwäche um. Damals nannte man das noch: "Der Herr hat ihn zu sich genommen". Und man beließ es dabei. An was man dahinschied war jedem seine eigene Sache. Weltliche Verfolgung hatte ich also nicht zu befürchten.

Aber trotzdem fühlte ich mich verfolgt. Nämlich von meinem Gewissen. Ja, meinem Gewissen! Das Wort Gewissen war in meiner jetzigen Inkarnation noch nicht so bekannt wie zur späteren Zeit. Obwohl man die Bibel von hinten nach vorne und von vorne nach hinten auswendig dahersagen konnte. Die Sauereien von den Priestern wurden kopiert und heiliggesprochen und die Sauereien von dem jeweiligen hochwohlgeborenen König respektiert und wenn man es sich erlauben konnte nachgeahmt. Aus und Amen.

Unterschwellig erkannte ich diese Zustände und verachtete sie. Kein Wunder, daß ich ein Rebell wurde. Das Geld , das ich mit den Fliegenpilzen verdiente habe ich einer gemeinnützigen Gesellschaft vermacht, da ich durch den Fliegenpilz impotent wurde und keine Nachkommen zeugen konnte. Der krönende Abschluss meiner Geschichte war noch die Tatsache, daß der gemeinnützige Verein, kurz nach dem er mein Geld empfangen hatte, aufgelöst wurde und der Anführer dieser Sekte mit ein paar großen Koffern gesehen wurde, als er sie in eine Reisekutsche verfrachtete. Er verschwand für immer. Ich hatte natürlich noch Geld übrig. Aber genießen konnte ich es nicht mehr. Der Pilz hatte meine Leber zerfressen. Auf Wiedersehen in meiner nächsten Inkarnation.

FORTSETZUNG FOLGT!


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